Meine Selbsterfahrung Waldbaden 11.05.2019

"Shinrin Yoku" Heilsames Waldbaden

Ich stehe an einem Baum gelehnt ganz alleine am 2. Tag meiner Selbsterfahrung beim Waldbaden in einem wunderschönen ruhigen Wald in Nordhessen.

Es regnet schon seit 2 Tagen durch. Eingehüllt in meine Regenkleidung fühlt es sich an, wie in einer angenehmen Schutzhülle.

Mein Blick schweift durch den Wald und ich lausche den herabfallenden Regentropfen hinterher.

Seit heute Morgen fühle ich mich LEER, völlig losgelöst von all meinen Gedanken, die sonst in meinem Kopf durcheinander wirbeln. LEERE! Erst hat es mir Angst gemacht, doch dann fiel mir auf, dass ich jetzt richtig abgeschaltet habe. Ich frage mich wann das jemals so war?

Ich stehe immer noch angelehnt an diesem Baum – eine riesige Kiefer – schaue nach oben in die Krone und kann den heute grau-blauen Himmel durchschimmern sehen. Sie – die Kiefer – schützt mich ein wenig vor dem Regen. Der Baum fühlt sich warm und trocken an.

An einer Seite läuft Harz aus der groben Rinde heraus. Das Harz kann ich sogar riechen. Ein sehr angenehmer entspannender Duft. Ich Frage mich, was wohl passiert ist, dass das Harz hier aus der Rinde fließt? Ich ertaste die Harztropfen und es fällt mir auf, dass sich manches klebrig, andere Stellen aber hart und rau oder ganz glatt anfühlen.

Zwischendurch schließe ich meine Augen und nehme dabei wahr, wie ich hier stehe. Mit meinen Füßen an der Wurzel des Baumes auf dem durch die Nadeln weichen schwingenden Boden. Ein wundervolles Gefühl.

Als ich meine Augen wieder öffne fällt mir ein Stück Rinde direkt vor meinen Füßen auf. Es ist sehr klein. Ich hebe es auf und merke sofort, das es ganz trocken ist. Von der einen Seite sehr rau und von der anderen Seite ganz glatt. Seltsam?

Wieder schließe ich meine Augen. Dieses mal nehme ich das Zwitschern der Vögel wahr. Wie schön sie für mich singen?

Aus irgendeinem Grund kommen mir plötzlich die Tränen. Ich weiß gar nicht warum? Ich fühle Trauer aber zugleich auch Dankbarkeit.

Plötzlich höre ich den Ruf des Kukucks Thomas, unserem Waldbademeister. Es bedeutet Rückkehr zum Treffpunkt. Ich verabschiede mich von dem Baum und gehe langsam zurück.

Anschließend schrieb ich folgende Zeilen:

Weich und leise liegt der Wald hier auf seine Weise.
In den Kronen zwitschern sanft, Vögellein ein Lied.
Danke für die Möglichkeit, dich so zu erfahren, dass man dich mit anderen Augen sieht.

Es kehrt ein, eine unglaubliche Stille.
Vielleicht ist das dein Wille lieber Wald.
Und auf deine Art willst du mir zeigen, was ich im Leben einfach brauch.

Auf der einen Seite Trost und Trauer, auf der anderen Seite Mut.
Wald ich bin dir so sehr dankbar, denn du tust mir einfach gut.

**Anja Henrichsmann**